Jede Antwort, die sinngemäß mit „Ja, aber …“ beginnt, ist
jetzt sinnlos. Paula in den Arm zu nehmen, riskant. Selbst wenn sie es nicht
als aufgesetzt empfinden würde, funkte sicher mein blöder Schwanz dazwischen. Paula
schläft schnell ein. Menschen, die Schicht arbeiten, können immer schnell
einschlafen. Ich atme flach, bewege mich nicht. Ich bin nicht da. Aber meine
Gedanken sind da. Und mein Schwanz. Er fordert sein Recht. Er bekommt es. Von
mir. In aller Schnelle, in der Heimlichkeit der Bettdecke. Paula schnarcht
leise.
24 Stunden später liegen Paula und ich wieder nebeneinander.
Jeder auf seiner Matratze, das Gräble – so heißt hier die Matratzenritze – zwischen
uns. Ich habe Lust, mit Paula zu schlafen. Das letzte Mal ist vier Wochen her. Mein
Schwanz würde mich bei dem Vorhaben trefflich unterstützen. Ich kenne ihn lange
genug, um sein hitziges Klopfen richtig zu verstehen. Aber ich unternehme
nichts. Ich hoffe nur. Auf ein Signal von Paula. Sie dreht sich zu mir um. Jede
Faser meines Körpers spannt sich. Nichts. Irgendwann ein Kissenrascheln. Strom in
meinem Körper. Nichts. Ein tiefes Einatmen. Nichts. Ich wühle in meinem Kissen.
Absichtlich auffällig. Vielleicht jetzt? Nichts. Nichts. Nichts.
Mir fällt ein, dass wir den Computer angelassen haben. Leise
stehe ich auf, mit langsamen Bewegungen einer Hand suche ich meine Brille auf
dem Nachttisch, mit der anderen ziehe ich die Wolldecke vom Sessel unter dem
Fenster. Auf der Treppe nach oben setze ich die Brille auf, mache einen großen
Schritt über die sonst knackende fünfte Stufe. Am Bildschirm
stelle ich fest, dass ich zweieinhalb Stunden auf ein Signal von Paula gewartet
habe. Ich checke meine E-Mails. Natürlich hat mir mitten in der Nacht niemand
mehr geschrieben. Bei Facebook ist Samara online, eine „Freundin“, die an
Depressionen leidet. Wir chatten. Ihr geht es elend, weil sie Angst hat, ihr
Partner könne sie verlassen. Ich frage sie, warum sie diese Angst hat. „Mir ist
alles Sexuelle zuwider“, schreibt sie, "ich weiß gar nicht, wie der arme Kerl
das aushält so lange ohne. Ich will ja nie mit ihm schlafen. Aber er will immer.
Aber ich kann doch nichts machen, ich habe diese Depression. Es würde mich
nicht wundern, wenn er sich `ne andere sucht. Ich würde es sogar verstehen. Es
wäre ja nur wegen dem Sex und nicht, weil er mich nicht mehr liebt.“
Es ist 2:30 Uhr. Ich drücke die „Löschen“-Taste. Der Satz, „Vielleicht
ist aber gerade Sex entscheidend für eine Liebe“ verschwindet auf
Nimmerwiedersehen aus der Chatbox.
Nachdem ich um ca. 3:00 Uhr (zurück) ins Bett komme, liege ich (immer)
noch ein Weilchen wach. Ich denke an Sex. Mit allen möglichen Frauen, die ich
kenne. Mein Schwanz fordert sein Recht. Er bekommt es. Von mir. In aller
Schnelle, in der Heimlichkeit der Bettdecke. Paula schnarcht leise.
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