Meine rechte Hirnhälfte liegt im Zwist mit meiner linken.
Das ist mir in der Regel egal. Wenn mir etwas nicht passt, lass‘ ich das raus.
Ich gucke dann, wie diese Griesgrame auf Illustrationen antiker Märchenbücher. (Manchmal
fühle ich mich ja auch so.) Ich werde auch gerne zynisch. Oder boshaft. So wie
Danny DeVito, würde er mal Schneewittchens Mutter spielen. Verluste – z. B. von
Sympathie – nehme ich in Kauf. Kann ich mir erlauben. Bin ja alt genug. Mann!
Bei Paula ist es mir nicht egal. Erfahrung, Bücher von mehr
oder weniger schlauen Experten und hilfsbereite Menschen haben mich gelehrt,
die linke Hirnhälfte gewinnen zu lassen. Cool zu bleiben. Nicht allzu emotional
zu reagieren. Abzuwägen. Letztendlich Paula nicht zu überfordern. Anders gesagt: Einfach die Fresse halten. Das ist die
Theorie.
Und das die Praxis: Verdammte Hacke! War nicht klar, dass
wir diese Woche in den Tanzzirkel gehen (siehe Post „Totentanz“)? Klar, Paulas
Kollegin Sigrid veranstaltet am selben Abend ihr schon lange angekündigtes Kohl-und-Pinkel-Essen.
Aber hatten wir nicht gestern noch darüber gesprochen, wie wir organisieren
könnten, auf beiden Hochzeiten zu tanzen (– ganz buchstäblich). Nun eröffnet mir
Paula, dass sie „schon irgendwie“ lieber zu Sigrid gehen möchte.
Meine rechte Hirnhälfte setzt die ersten Botenstoffe frei,
die mich in Kürze in einen märchenhaften Griesgram oder einen Klon von Danny
DeVito verwandeln werden. Ich kriege gerade noch die Kurve, gehe zurück zum
Esstisch und wische ihn ab. Derweil brabble ich etwas von „Hättest mich ja
ruhig mal anrufen können. Hätte dann versucht, mit der Tanzschule einen
Ausweichtermin zu finden. Jetzt ist es natürlich zu spät. Typisch – diese
Entscheidungsfreude …“
Wie die Stihl MS 391 in eine deutschen Eiche kreischt meine
Ratio in diesen Gedanken. Stopp! Paula möchte da hingehen. Das hat sie für sich
entschieden. Das ist gut und wichtig. Lass’ ihr den Raum. Gib’ ihr das Gefühl,
dass diese Entscheidung richtig, dass sie selbst etwas wert ist.
Zurück in der Küche schaffe ich ein einigermaßen
glaubwürdiges „Na gut.“
„Wir können“, schicke ich noch hinterher, „demnächst mal mit
Nina und Christoph tanzen gehen.“
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