Freitag, 8. Februar 2013

Feierabendfreitag

"Rettet den Feierabend“ – das ist die Titelgeschichte des „stern“ in dieser Woche. Damit habe ich heute meinen Chef aufgezogen. Das ist kein Problem. Er kennt mich. Außerdem sind wir per Du. Wir sind alle per Du in der Firma. Das soll so sein. Laut den sogenannten Policies unserer US-amerikanischen Konzernmutter. In diesen Grundsätzen ist auch die Arbeitszeit geregelt. Selbstverständlich ist die Arbeitszeit darin geregelt. Aber auch, wie diese Zeit aufzuteilen ist: Montag bis Donnerstag achteinhalb Stunden, am Freitag sechs. Wenn man, wie ich, um 8:30 Uhr kommt, kann man um 15:30 Uhr Schluss machen. (Mittagspause dazwischen muss sein!)

Das klappt fast nie. Meistens mache ich die 42 Stunden voll. (Rechnerisch. De facto sind es – „das wird von den Amerikanern erwartet“ – mehr.) Heute bin ich um 16:55 Uhr rausgekommen. Immerhin. Und doch blöde. Wahrscheinlich werden Paula und unser älteres Kind an mir vorbei fahren. Auf dem Weg zu dessen Training. Paula hatte wieder Frühschicht. Sie kann es gar nicht leiden, so knapp nach Dienstschluss wieder in die Stadt zu fahren. Doch Taxi Mama versteht sich als Dienstleistungsunternehmen. Wundervoll. 

Heute sind die beiden noch nicht losgefahren. Irgendeine Trainingsjacke wird noch gesucht. Begleitet von lautstarkem Gezeter. Taxi Papa also. Würde sich anbieten. Ich lasse Jacke und Schuhe an, bleibe einfach an der Garderobe stehen, bis das Gezeter Zimmerlautstärke erreicht hat. Die Trainingsjacke taucht nicht auf. Paula zieht ihren Parka an. Ich sage: „Ich fahre.“ Paula sagt: „Ich fahre.“ Ich sage: „Hä?“ Paula sagt: „Du kannst ja nachher abholen.“

Gut, gut, gut … ich konnte zwar heute einigermaßen zeitig Feierabend machen, hatte aber an zwei Tagen hintereinander längere Konferenzen auswärts bei Kunden und heute war der Unternehmenscoach da. Ich bin einigermaßen platt. Auf dem Sofa zu hocken und eine schöne CD zu hören, wäre schon nett. Für den Hauch einer Sekunde drohe ich, diesem Gedanken nachzugeben. Eine Sekunde nur. Dann sage ich, „Wieso das denn? Ich stehe hier gestiefelt und gespornt. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn du dich jetzt anziehst.“ Ich bin mir nicht sicher, ob Paula „na gut“ oder etwas Ähnliches gesagt hat. Ich bin einfach losgegangen. Hinter dem Kind her.

Nachdem ich zurück bin – die Hin- und Rückfahrt dauert insgesamt kaum eine Viertelstunde – räume ich noch den Schnee vom Parkplatz. Als ich nach oben komme, sitzt Paula auf dem Sofa und hört eine schöne CD.

Das ist nett.

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